Der Weinjahrgang 2023 kommt mit der zweiten Weißwein-Abfüllung in den nächsten Tagen in die Flasche und wird dann auch sehr bald in den Verkauf gehen. Wir sprechen heute über die Herausforderungen und Chancen des vergangenen Weinjahres.
Wie war der Verlauf der Vegetation im Weinberg im Jahr 2023?
Ralf Christ: Der Vegetationsverlauf war dieses Jahr besonders spannend. Wir konnten aus dem letzten Herbst und Winter genügend Feuchtigkeit mit in das Frühjahr nehmen, was unseren Böden sehr gut getan hat. Diese gespeicherte Feuchtigkeit hat unseren Weinbergen während der langen Trockenperiode im Mai, Juni und Juli dann sehr geholfen. Es war ein herausfordernder Beginn, aber ab dem letzten Drittel im Juli setzte dann plötzlich Dauerregen ein. Leider kam der Regen zu spät für die Weinreben und war viel zu intensiv für die Traubenreife. So wurde die Weinlese dann sehr nass und hektisch. Wir mussten teils sehr früh beginnen und immer flexibel bleiben, um kerngesunde und halbwegs "trockene" Trauben in den Keller zu bringen.
War es für Sie also ein sehr arbeitsaufwändiges Jahr?
Marcel Christ: Abgesehen von der Lese war es eigentlich kein kompliziertes Jahr. Während der Vegetation hatten sehr viele Kollegen mit echtem Mehltau, einer Pilzkrankheit für die Weinrebe, zu kämpfen, aber wir haben das gut in den Griff bekommen. Da hat mein Vater wirklich super Arbeit geleistet und orakelähnlich das richtige Wetter prophezeit, um den richtigen Moment für den Pflanzenschutz zu finden. Erfahrung zahlt sich also doch noch aus.
Die größte Herausforderung war die Lese, da der viele Regen, auch in der Nacht, dazu führten, dass wir die Trauben schnell einbringen mussten. Andernfalls hätten wir Qualität auf der Strecke leigen lassen. Es war definitiv eine intensive Zeit, aber wir haben sie gut gemeistert.
Wie lässt sich in Rheinhessen der Charakter des Jahrgangs 2023 beschreiben?
Ralf Christ: Der Jahrgang 2023 wird sehr vielseitig sein. Es wird einen Jahrgang geben, in dem die Schere zwischen guten Weinen und Durchschnittsweinen weiter auseinander liegt. Die Weine werden elegant und stoffig sein. Zum jetzigen Zeitpunkt gefällt mir das schon sehr gut. Die endgültige Qualität zeigt sich so langsam auch bei den Rotweinen, die noch im Weinkeller liegen.
Wie lief es dann im Keller? Was können wir nun erwarten vom Weinjahr 2023?
Ralf Christ: Die Weine hatten alle einen schönen Gärverlauf und eine tolle Frucht. Es lässt sich schon erahnen, dass wir wieder eine tolle Qualität erzielen werden. Die nächsten Weißweine werden in den kommenden Wochen in die Flasche gefüllt, während die Rotweine 2023 dann im Winter abgefüllt werden. Die tolle Reife des Jahrgangs sehen wir zum Beispiel jetzt schon bei unserem 2023er Chardonnay - eine echte Granate und zurzeit mein Lieblingswein aus 2023. Wir sind wirklich sehr gespannt auf das finale Ergebnis.